Beispiel Kognitive Therapie

Herr H.  ist ledig und lebt allein in seiner Wohnung. Der Patient kam zu mir, weil er sich zunehmend unwohl fühlte. Ein Grund für sein Unwohlsein hing unter anderem mit der Unordnung in seiner Wohnung zusammen. In der Wohnung häuften sich einige Baustellen mit verschiedenen Gegenständen, die „schon längst“ aufgeräumt werden müssten. Herr H. kam einfach nicht dazu. Und es gab einen Haufen richtig gute Gründe, warum es einen Sinn für Herr H. machte, sich anderen nun auch spannenden und dringenderen Aktivitäten zuzuwenden. Dennoch war Herr H. entschlossen, „den Stier an Hörnen zu packen“, deswegen haben wir unsere gemeinsame Arbeit begonnen. Im Verlauf der Therapie wurden die Ziele definiert, wie Herr H. seine Wohnung sehen möchte. Als Nächstes haben wir genau besprochen, wie und wann er mit dem Aufräumen beginnen soll. Es war alles gut besprochen aber es hat einfach nicht funktioniert. Herr H. kam nicht dazu, aufzuräumen. Etwas Wichtiges ist uns entgangen. Ich habe Herrn H. gebeten, die kurze Sequenz vor des geplanten Aufräumens bei sich genau zu beobachten. Damit er eine Stütze dafür hatte, sollte er „das Drei-Spalten-Protokoll“ ausfüllen, in dem „Situation-Gedanken-Gefühle“ in drei Spalten notiert werden sollten. Als Ergebnis dieses Auftrages kamen einige „Sabotage-Gedanken“ zum Vorschein („Muss das sein? Es ist langweilig. Ich halte es nicht aus. Wo ist mein Natel?“) ans Licht, die Herrn H. daran hinderten, bei einer für ihn langweiligen Aktivität trotzdem dranzubleiben. Die vereinbarten Ziele waren immer noch wichtig für Herrn H. Deswegen habe ich Herrn H. gebeten, neue Sätze aufzuschreiben, die für ihn in der Situation hilfreich waren. Seine Sätze waren: „Wenn ich diesen Stapel neben meinem Bett nicht aufräume, dann ist es wieder so wie es war. Ich möchte mehr Raum auf dem Fussboden neben meinem Bett haben. Halte durch, das schaffst du.“ Die Gedanken wurden in der Sitzung aufgeschrieben und nach Hause mitgenommen. Und dieses Mal hat es mit dem Aufräumen funktioniert.