Beispiel Verhaltenstherapie

Frau C. ist verheiratet und hat drei Kinder. Sie hat eine Ausbildung als Kauffrau gemacht  und nach der Ausbildung bei Coop gearbeitet. Ihre Filiale wurde geschlossen. Frau C. wurde in eine andere Filiale an einem anderen Ort versetzt. Sie hatte nun einen längeren Arbeitsweg zur neuen Arbeitsstelle und einen neuen Chef, mit dem sie sich nicht so gut verstand. Sie fühlte sich zunehmend energielos und traurig. Ihr Schlaf war schlecht. Mit den Kindern und ihrem Mann hatte sie wenig Geduld und es kam immer wieder zu Streitigkeiten in der Familie. Von ihrem Hausarzt wurde Frau C. krankgeschrieben und kam zu mir in die Praxis. Die Klientin wünschte sich, dass es ihr besser geht und dass sie mehr Energie für ihre Familie hat. Nach einer Abklärungsphase und Rückmeldung der Ergebnisse der Abklärung wurde mit der Therapie einer depressiven Störung begonnen. Es war wichtig zu wissen, welche Aktivitäten die Klientin zu Hause ausführt, ob das nur Pflichten sind oder auch Aktivitäten, die Freude bereiten. Viele Menschen, denen es nicht gut geht, versuchen trotzdem stoisch dem Prinzip „zuerst Pflicht und dann Vergnügen“ zu folgen, was man in unserem Kulturkreis bereits in der Kindheit beigebracht bekommt. Die positiven, vergnüglichen Aktivitäten haben aber eine wichtige Funktion: Sie füllen unseren Energietank wieder auf. Frau C. wurde gebeten zu versuchen, einen Wochenprotokoll ihrer Aktivitäten unter der Woche zu führen. Nach der gemeinsamen Auswertung des Wochenprotokolls fiel auf, dass die Patientin viel Zeit in ihrem Bett verbringt, was auf eine Art verständlich war: Sie hatte wenig Energie, deswegen legte sie sich immer wieder ins Bett, wo sie sich früher immer so geborgen fühlte und gut ausruhen konnte. Bei genauen Nachfragen wurde jedoch klar, dass es im Bett für sie nicht mehr erholsam war. Denn sie musste auch im Bett an viele Sachen denken, die sie traurig und unglücklich machten. Ich schlug vor, dass Frau C. bewusst die Aktivitäten ausführt, die ihr früher Spass bereitet haben. Wir mussten zusammen zuerst solche Aktivitäten sammeln. Das Erinnern positiver Erlebnisse fällt einem nicht so leicht, wenn es einem nicht gut geht. Frau C. suchte sich „Spazieren gehen“ aus und wir haben zusammen besprochen, wann und wie sie das genau macht. In der nächsten Sitzung kamen wir darauf zurück.